«Ich kann nur sagen: Ein Highlight folgt dem anderen»
2017 minus 500 macht nach Adam Riese 1517. Exakt aus jenem Jahr, in dem Martin Luther mit seinen 95 Thesen die Reformation lostrat, wird das Leben im Schatten der Neu-Bechburg mit gigantischem Aufwand nachgestellt. Vom 17. Juli bis 4. August stehen die Türen von Schloss Neu-Bechburg jeden Tag ab 14 Uhr offen. Das Publikum kann von der Burgzinne aus der Familie Dietschi aus Kestenholz bei ihrer Zeitreise zurück ins Jahr 1517 zuschauen, die Dreharbeiten des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF) vor Ort und abends um 19 Uhr im Rahmen des SRF-Living-History-Projekts auf «Schweiz aktuell» verfolgen – und noch vieles mehr.
Herr Zimmerli, für Sie als Präsident der Stiftung Neu-Bechburg und OK-Präsident von «Leben vor 500 Jahren» ist mit Verreisen in die Sommerferien dieses Jahr wohl nichts. Balkonien ist angesagt – der grösste Balkon am Jurasüdfuss mit Blick übers ganze Mittelland steht für drei Wochen im Fokus von ganz Helvetien. Neben den täglichen Live-Sendungen von SRF sind auch diverse Publikumsanlässe auf dem Schloss vorgesehen. Unzählige Personen sind seit über einem halben Jahr mit der Umsetzung des Mega-Events beschäftigt.
Gab es in der Geschichte der Stiftung Neu-Bechburg je einen Anlass mit vergleichbarem Aufwand?
OK-Präsident Kurt Zimmerli hinter Schloss Neu-Bechburg.
Kurt Zimmerli: Ich könnte mir vorstellen, dass es im Anschluss an die Gründung der Stiftung von 1975, am Oensinger Schlossfest, das letzte Mal der Fall war, dass ein solch grosser Aufwand betrieben wurde. Damals wurde der Reingewinn des Schlossfestes in den Baufonds des Schlosses geführt, um die teilweise verwahrloste Burg wieder auf Vordermann zu bringen. Von den Geldern dieses Baufonds, der natürlich immer wieder mit Beiträgen von Bund, Kanton und Gemeinden unterstützt wird, haben wir bis vor einem Jahr gut gelebt. Nun, als die Mittel enger wurden, kam uns die Anfrage von SRF aktuell, auf Schloss NeuBechburg einen Sommerevent durchzuführen, gerade gelegen. Dafür verzichte ich auch gerne auf die Sommerferien und freue mich auf die Sommertage im Schloss, wie Sie sagen auf dem wohl grössten Balkon am Jurasüdfuss. Wir hoffen, dass wir täglich viel Publikum auf unseren Balkon locken können, die an unseren Anlässen und den Darbietungen von SRF aktuell Gefallen finden. Gefreut hat es mich auch, dass wir im Handumdrehen ein effizientes OK zusammenstellen konnten, das in kürzester Zeit diesen Anlass auf die Beine stellte.
Wie viele Personen sind daran beteiligt?
Kurt Zimmerli: Im OK sind wir 12 Personen von der Stiftung Schloss Neu-Bechburg, von der Gemeinde Oensingen und vom SRF. Diese beschäftigen etwa 15 bis 20 weitere Stellvertreter und für den Anlass selber werden rund 450 bis 500 Personen im Einsatz sein. Dies sind die Personen, die für die Publikumsevents im Einsatz sind. An drei Event-Ständen rund ums Schloss können diverse Aktivitäten, die zum Thema Mittelalter passen, bestaunt und erlebt werden. Dabei werden in den drei Wochen weitere 60 bis 80 Personen beschäftigt sein.
Welches war die grösste Herausforderung?
Kurt Zimmerli: Das hörte sich doch ganz gut an, was SRF da mit uns vorhat. Jedermann müsste doch da sofort begeistert sein. Dass dem nicht so ist, musste ich zum Beginn des Jahres erfahren. So war es für mich die grösste Herausforderung, möglichst rasch, es galt, nicht mehr viel Zeit zu verlieren, die grössten Skeptiker zu überzeugen, gute Leute zur Mitarbeit zu finden und in diesem Falle, um dem versprochenen Vertrauen gerecht zu werden, selber am Karren zu ziehen. Grundsätzlich habe ich, den Regionalmusiktag vor Augen und die Sonnwendfeier 2018 danach, nicht auf diese Herausforderung gewartet. Ich musste mich aber, der Stiftung Schloss Neu-Bechburg und der Gemeinde Oensingen zuliebe, der Herausforderung stellen.
Zur Belohnung dürften sich viele Personen auf die Suche nach Geschichten zum Anfassen in die einzigartige Umgebung der Neu-Bechburg machen. Mit wie vielen Besucherinnen und Besuchern rechnen Sie?
Kurt Zimmerli: Wir gehen davon aus, dass täglich zwischen 300 bis 500 Besucher aus Nah und Fern aufs Schloss kommen werden. Wir gehen auch davon aus, dass diese nicht alle zusammen ankommen oder weggehen. Das könnte unsere Infrastruktur nicht bewältigen. Da die Zufahrt zum Schloss für die Besucher des Schlosses gesperrt sein wird, dürften die Bahn- oder Auto-Reisenden mit dem Shuttle-Bus oder zu Fuss aufs Schloss kommen. Dies dürfte dazu führen, dass sie tropfenweise eintreffen und auch weggehen. Dazu ist zu sagen, dass die Zuschauer nur aufs Schloss können, um etwas vom Filmset zu sehen. Das Filmset ist abgesperrt, und es gibt nur auf dem Schloss die Liveübertragungen von den Webcams. Die Parkplätze im Dorf sind ausgezeichnet zu finden, und die Haltestellen der Shuttle-Busse sowie die Fusswege gut markiert. Wir gehen davon aus, dass unsere Besucher genügend Zeit haben, interessiert sind an unseren Publikumsevents und am Leben vor 500 Jahren.
Welches ist aus Ihrer Sicht das Highlight unter all den zahlreichen Events?
Kurt Zimmerli: Das absolute Highlight muss aus meiner Sicht ganz klar das Filmset und die Aktivitäten rund um die Familie im Schatten des Schlosses sein. Dazu kann ich noch nicht alles verraten, aber es wird während den drei Wochen immer wieder Sonder-Events durch SRF geben, bei denen sich auch das Publikum beteiligen kann. Es lohnt sich darum, sich auf der Homepage oder auf dem Schloss über das Programm von morgen oder der nächsten Woche zu informieren. So können wir mehreren Personen einen Speed-Talk mit Sabine Dahinden, Katharina Locher, Daniel Fohrler oder weiteren Mitarbeitern von SRF anbieten. Generell können Sie auf Schloss Neu-Bechburg während den drei Wochen dem Fernsehteam über die Schultern blicken und dies in einem spannenden, historischen Rahmen. Da kann ich nur sagen: ein Highlight folgt dem anderen.
Nach dem «Leben vor 500 Jahren» ist ja auf der Neu-Bechburg noch lange nicht Schluss. Was hat das Schloss danach Interessantes zu bieten?
Kurt Zimmerli: Ja, es geht weiter und wir sind überzeugt, unter anderen Vorzeichen. Wenn heute jedermann Schloss Neu-Bechburg von der Durchfahrt auf der Autobahn kennt, wird nach den drei Wochen die Hälfte aller Schweizer wissen, dass dies Schloss Neu-Bechburg in Oensingen ist, dass auf diesem Schloss der Sommerevent «Leben vor 500 Jahren» mit SRF stattgefunden hat und dass dieses Schloss eine Webseite hat, die aufzeigt, welche Dienstleistungen ich in diesem Schloss erwarten oder erleben kann. Schloss Neu-Bechburg wird man auch im Nachhinein für einen oder mehrere Tage mieten können, um sich für diese Zeit wie ein Schlossherr zu fühlen. Das Schloss wird weiterhin für viele öffentliche und private Anlässe zur Verfügung stehen, und auch der museale Teil lädt zu interessanten Besichtigungen oder Führungen ein. Wenn wir mit unserem Anlass einen neuen Kick auslösen können, haben wir das Ziel erreicht.
Herr Zimmerli, wir danken Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich Zeit genommen haben für dieses Gespräch…